Donnerstag, 19. März 2020

Sie und das Meer



Sie schaut auf das Meer hinaus. Von ihrem Fensterplatz im Zimmer hat sie den besten Blick über das ganz Meer bis zum Horizont und über den Strand, der sich hier über mehrere Kilometer erstreckt. Mittags, wenn die Sonne ganz hoch am Himmel steht, fallen nur einzelne Sonnenstrahlen in ihr Zimmer und erfüllen es trotzdem mit einer gigantischen Wärme. Sie schließt die Augen, um die Strahlen einzufangen und im Winter, wenn der Wind das Meer zum Toben bringt, die ganze gespeicherte Wärme und Freude am Leben wieder zu spüren. Sie liebt diesen Platz. Im Sommer schaut sie von dort auf den Strand, wo die Kinder mit anderen Kindern spielen, Mütter sich fröhlich unterhalten und Männer Karten spielen. Es ist wunderschön. Schon als sie klein war saß sie immer an diesem Platz und schaute sich jeden Abend das Farbenspektakel beim Sonnenuntergang an. Im Herbst, wenn die Bäume ihre Blätter verlieren und es kälter wird, fegen die Winde nur so um das Haus, sie übertönen sogar das Rauschen des wilder gewordenen Meeres. Im Winter tobt das Meer dann so richtig, die immer höher werdenden Wellen klatschen gegen die schroffen Felswände. Kein Vergleich zum Sommer, wenn das Meer so glatt ist wie ein unbenutzter Swimmingpool und wenn man nur einzelne Schäumchen von kleinen Wellen sieht, wenn das Wasser türkis ist, wenn man an manchen Stellen den Sand durch das funkelnde Wasser sieht und wenn die Sonne alles noch mehr aufblitzen lässt und eine wunderbare Wärme ausstrahlt. Nicht zu vergessen der unbeschreibliche Geruch aus Salz, Wasser und Sommer. Stundenlang könnte sie nichts anderes Einatmen. Sie braucht keine Entspannungsmethoden oder Meditationen. Bei ihr befindet sich alles direkt vor der Haustür. Direkt vor der Haustür und sie ist immer dahinter. Raus wird sie nie können, sie wird nie den Sand unter den Füßen spüren, sich darin eingraben können oder schreiend ins Wasser rennen. Sie wird immer im Haus sein und beobachten. Das Meer, das Wetter, die Menschen. Sie und das Meer.

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